NA: Narcotics Anonymous
In diesem Text wird erklärt, was Spiritualität in den 12-Schritte Programmen bedeutet. Es wird auch erläutert, wieso Spiritualität nichts mit Religion zu tun hat. . Dieser Text basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfahrungen. Falls Sie weitere Fragen haben, kontaktieren Sie uns bitte.
Narcotics Anonymous ist eine weltweite, gemeinschaftsbasierte Organisation mit einer mehrsprachigen und multikulturellen Mitgliedschaft. Heute halten die NA-Mitglieder wöchentlich fast 90.000 Meetings in 143 Ländern ab. Spiritualität ist ein wesentlicher Bestandteil des Programms Narcotics Anonymous.
Wir bieten Genesung von den Auswirkungen der Sucht durch die Arbeit an einem Zwölf-Schritte-Programm, einschliesslich der regelmässigen Teilnahme an Gruppenmeetings. Die Gruppenatmosphäre bietet Hilfe von Gleichgesinnten und ein fortlaufendes Unterstützungsnetz für Süchtige, die ein drogenfreies Leben anstreben und beibehalten wollen.
Wie auch dem Vorgänger von Narcotics Anonymous (NA), bezeichnen sich die Anonymen Alkoholiker / Alcoholics Anonymous (AA) selbst als spirituell und nicht
religiös. Sie ist nicht theistisch, sondern bekennt sich zu Gott nur „so wie wir ihn verstanden haben“, was eine flexible Sichtweise der
Akzeptanz einer «Höheren Macht», wobei es keine Regeln dafür gibt, wie oder sie glauben, dass ihre höhere Macht ist.
Das Konzept der Spiritualität hat in der Suchtforschung zunehmend an Bedeutung gewonnen (Cook, 2004), wobei einige Autoren es als Schlüsselkonzept im Genesungsprozess hervorheben (Galanter, 2006; Laudet, Morgen, & White, 2006; Miller, 2003). In einer Untersuchung, die sich mit dem Thema Sucht und Spiritualität befasste, bezogen sich 60 % der einbezogenen Artikel auf die 12-Schritte-Philosophie, was darauf hindeutet, dass dieses Thema den Suchtbereich durchdringt (Cook, 2004).
Die Gründer der ersten 12-Schritte-Gemeinschaft, der Anonymen Alkoholiker (AA), verstanden Alkoholismus als eine Krankheit, die nur durch eine spirituelle Erfahrung besiegt werden kann; daher konzentrierte sich ihr 12-Schritte-Programm auf die Notwendigkeit eines spirituellen Erwachens und die Anwendung spiritueller Prinzipien (z. B. Ehrlichkeit, Dankbarkeit und Altruismus), um dem Verlangen nach Alkohol entgegenzuwirken (Blaues Buch „Alcoholics Anonymous“, 2014, S. 56).
Die Ideale und das Programm der Anonymen Alkoholiker wurden von den Grundsätzen und Praktiken einer evangelikalen christlichen Organisation, der Oxford-Gruppe, an das spezifische Problem der Unfähigkeit, das Trinken zu kontrollieren, angepasst (Mäkelä et al., 1996). Das Erbe der Oxford-Gruppe ist immer noch daran zu erkennen, dass sechs der 12 Schritte Wörter enthalten, die normalerweise als rein religiöse Konzepte angesehen werden, darunter „Gott“ und „Höhere Macht“, die von einigen als die „durch Höhere Macht vermittelten Schritte“ bezeichnet werden (Harris et al., 2003). Diese beiden Begriffe, Gott und Höhere Macht, werden im Folgenden entsprechend ihrer Verwendung im 12-Schritte-Programm synonym verwendet.
Von Anfang an verzichteten die Anonymen Alkoholiker darauf, dass die Mitglieder eine bestimmte Definition von Gott haben sollten, und es wurde dem Einzelnen überlassen, das Wesen seiner höheren Macht zu definieren, sei es weltlich (z. B. die Gemeinschaft, die Gruppe), religiös oder eine andere Form der Weltanschauung, wie im dritten Schritt festgehalten: „Gott, wie wir ihn verstanden haben“ (Zemore, 2008). Dieses Verständnis der 12 Schritte ist im Ursprungsland der 12-Schritte-Gruppen, den Vereinigten Staaten, recht bekannt, aber Untersuchungen in einigen europäischen Ländern zeigen, dass es in Europa sowohl bei potenziellen Teilnehmern als auch bei Fachleuten weniger bekannt ist (Harris et al., 2003; Vederhus, Laudet, Kristensen, & Clausen, 2010).
Gesundheitspolitische Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfehlen, dass die Organisationen des Gesundheitswesens bei der globalen Strategie zur Suchtbekämpfung stärker auf gegenseitige Hilfe setzen sollten (Weltgesundheitsorganisation, 2010). Auch die von der American Psychiatric Association herausgegebenen Behandlungsrichtlinien für Subtanzkonsumstörungen empfehlen die Überweisung an eine 12-Schritte-Gruppen in allen Phasen des Behandlungsprozesses (Kleber et al., 2007). Auch die US-Justiz und US-Gerichte ordnen regelmässig Besuche bei AA und NA an.
Europäische Fachkräfte scheinen jedoch eine zurückhaltende oder sogar ablehnende Haltung gegenüber diesen Gruppen zu haben (Vederhus, Kristensen, Laudet, & Clausen, 2009).
Eines der Hauptprobleme für europäische Fachkräfte scheint die fehlende Unterscheidung zwischen Religion und Spiritualität zu sein, da sie die Schritte, die sich auf eine höhere Macht beziehen, fälschlicherweise nur als religiöse Assoziationen interpretieren (Day, Gaston, Furlong, Murali, & Copello, 2005).
Eine kulturübergreifende Studie mit Suchtfachleuten aus dem vorliegenden kulturellen Kontext ergab, dass 70 % der norwegischen Kliniker die religiösen Konnotationen in den 12 Schritten der AA als Hindernis für viele Patienten betrachten, im Vergleich zu nur 29 % der US-amerikanischen Kliniker (Vederhus et al., 2010).
Ferner haben Gesundheitsfachkräfte in Norwegen ziemliches Unbehagen daran, das Konzept der Spiritualität mit ihrer beruflichen Praxis zu verbinden; es wird als zum Bereich der Religion gehörend betrachtet (Furman, Zahl, Benson, & Canda, 2007; Vederhus, 2017).
Um die Zusammenarbeit zwischen formalen Behandlungsdiensten und diesen Peer-basierten Genesungsressourcen zu verbessern, sollten daher Anstrengungen unternommen werden, um zu untersuchen, wie die religiöse Formulierung im 12-Schritte-Programm von den Mitgliedern verwendet und verstanden wird, um möglicherweise die Kluft zwischen Fachleuten und gegenseitiger Hilfe zu überbrücken (Olson, Jason, & Hutcheson, 2005).
Vorläufige Analysen haben das Verständnis der Mitglieder von 12-Schritte-Programmen von ihrer „Höheren Macht“ im Rahmen der Religionspsychologie und Spiritualität untersucht, aber es gab nur wenige Versuche (Fowler, 1993; Harber, 2005).
Angesichts der bekannten Hindernisse, die einer verstärkten Nutzung dieser Gruppen entgegenstehen, und der Empfehlungen, verstärkt auf Alternativen der gegenseitigen Hilfe zurückzugreifen, sind weitere Studien notwendig, um das Prinzip der «höheren Macht» in 12-Schritte-Programmen und die Mechanismen, die in diesen freiwilligen Genesungsressourcen wirken, besser zu verstehen.
Die Kurzantwort ist Nein. Mann muss in den 12-Schritten Programmen nie etwas.
Einer der Hauptgründe, warum Menschen 12-Schritte-Programme wie die Anonymen Alkoholiker (AA) und Narcotics Anonymous (NA) entweder ganz meiden (oder sich nur für kurze Zeit an sie halten), ist die eklatante und manchmal abschreckende Betonung der Spiritualität. Da es in der alten Programm-Literatur einige Bezüge zur Religion gibt, kann man Spiritualität leicht mit Religion verwechseln.
Sobald das Wort „Gott“ in einer lockeren Unterhaltung auftaucht, neigen viele dazu, in die andere Richtung zu laufen. Es ist jedoch essenziell, den Unterschied zwischen Spiritualität und Religion zu verstehen, bevor man sich auf ein Genesungsprogramm einlässt. Gruppen wie Narcotics Anonymous oder die Anonymen Alkoholiker haben ein Ziel, und nur EIN Ziel.
Sie sind darauf ausgerichtet, Menschen dabei zu helfen, clean und nüchtern zu werden und zu bleiben. Diese Gruppen sind nicht diskriminierend – die einzige Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist der Wunsch, mit dem Drogenkonsum und Trinken aufzuhören. Danach ist alles andere offen für Interpretationen.
Es ist erforderlich, dass die betroffenen Person während der Arbeit an den Schritten von Narcotics Anonymous „zum Glauben an eine höhere Macht als sich selbst kommt“. Bedeutet dies „Gott“ im religiösen Sinne? Nein.
An eine höhere Macht als sich selbst zu glauben, bedeutet einfach, zu verstehen und aktiv anzuerkennen, dass man selbst – an und für sich – nicht das Mass aller Dinge ist. Ihre Sucht ist mächtiger als Sie selbst, also muss etwas ausserhalb Ihrer selbst zu Ihrer Genesung beitragen können.
Das Wort „Gott“ ist ziemlich heftig. Es schreckt viele Menschen ab. Vielleicht hat es Sie in der Vergangenheit vertrieben – wenn das der Fall war, müssen Sie anfangen, den Unterschied zwischen einer höheren Macht und Gott zu untersuchen. Gott hat eine religiöse Konnotation. Aber das Konzept einer höheren Macht hat das nicht.
Hier sind 10 Beispiele für Dinge, die Sie als Ihre persönliche höhere Macht betrachten könnten – denken Sie daran, dass dies ein völlig individuelles Konzept ist und dies nur Beispiele sind!.
Im Laufe der Zeit werden Sie Ihre eigene Vorstellung von einer höheren Macht entwickeln, die einzigartig für Sie persönlich sind. Wichtig ist nur, dass die höhere Macht nicht Sie selbst sind!
Manche Leute haben selbst ein Problem mit dem Begriff «höhere Macht» – Es ist auch möglich dieses Wort zu ersetzten mit z.B. höhere Kraft oder anderen Begriffen.
(Wenn dich das Wort Gott stört)
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